Montag, 25. November 2013

Coaching - Konfliktlösung 6 - Die Offensive

Das ist der sechste Teil des Online-Seminars über Konfliktlösung. Das gesamte Seminar wird nach und nach hier aufgelistet.
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Du weißt, was in diesem Konflikt Dein eigentlicher Wunsch ist (bzw. Deine Wünsche sind)?
Du bist bereit, den Schritt aus der Höhle zu wagen?

Dann geht es jetzt um Deine Offensive!
Wie gehst Du auf Deinen Konfliktpartner zu?

Ein großes Kunststück ist das:
Es geht darum, den richtigen Zeitpunkt zu erwischen!

Wer versucht, zwischen Tür und Angel einen Konflikt zu lösen, der wird eher für mehr Verwirrung als für einen Ausweg sorgen.
Wer als Angestellter mit seinem Chef endlich mal das klärende Gespräch führen will und ihn damit in der Kantine konfrontiert, wird eher mehr Ärger auf sich ziehen als Offenheit.
Und wer als Chef seinem Angestellten vor versammelter Mannschaft eine Kritik um die Ohren haut, der wird sich eher mehr Feinde als Mitarbeiter schaffen.

Andererseits weiß man nie genau, wie der andere auf die Offensive reagieren wird. Vielleicht scheint nach außen hin alles ideal auszusehen, aber tatsächlich leidet der Angestellte gerade jetzt unter seiner Scheidung. Oder man glaubt, den Vorgesetzten in einem wirklich ruhigen Setting zu erwischen, aber tatsächlich hat er selbst gerade was von seinem Vorgesetzten auf den Deckel bekommen.

So muss das festgehalten werden:
Natürlich gibt es bessere und schlechtere Momente für ein klärendes Gespräch.
Aber es wird wohl nie den idealen Moment geben!

Um also einen besseren Moment zu erwischen, lohnt sich diese Vorgehensweise:
Bitte den Konfliktpartner um einen Gesprächstermin!

Das hört sich simpel an, fällt im Alltag aber oft unter den Tisch.
Das gilt für das Berufsleben und auch für viele andere Beziehungen.
Viele Ehepartner können ein Lied davon singen:
Morgens muss jeder an seine Arbeit. Keine Zeit für ein Gespräch.
Den Tag über wird geackert. Keine Zeit für ein Gespräch.
Und am Abend ist man zu kaputt, um noch einen Konflikt zu klären.
Was tut man dann?
Man schiebt die Sache vor sich her.
Oder man lässt seinem Frust zwischendurch Luft, aber macht damit meistens nichts besser, sondern verschlechtert eher die Stimmung.

Daher ist das mein simpler Tipp:
Mache einen Termin aus!

Wenn Du den anderen um einen Termin für die Streitschlichtung bittest, dann lasse Dich nicht hinreissen, dabei schon den Konflikt zu erörtern.
Du willst nur einen Termin.

Dein Konfliktpartner wird wissen wollen, worum es denn geht.
Sei offen und ehrlich und benenne das Gesprächsthema.

Viele Menschen werden daraufhin mit einer gewissen Anspannung reagieren.
Daher ist es wichtig, diese Anspannung auf ein gutes Gleis zu lenken.

Überlege Dir vorher, was Du an dem anderen schätzt.
Wie schon im dritten Teil über die Konfliktlösung formuliert, hilft es ungemein, dem anderen Gutes zu wünschen. Das kann erweitert werden, indem Du überlegst, was Du Gutes beim anderen entdecken kannst.
Es geht nicht um Schönfärberei. Auch nicht um Schmeichelei.
Aber ich bin überzeugt, dass es bei jedem Menschen gute Aspekte zu entdecken gibt.
Vielleicht ist es die Pünktlichkeit des anderen. Oder der Fleiß. Oder die Ehrlichkeit. Oder die Toleranz... was auch immer: Entdecke es!

Wenn Du nun also um einen Gesprächstermin bittest, dann empfehle ich, vorab das Gute zu benennen. Das könnte z.B. so aussehen:

"Frau XY, ich finde es immer wieder gut, dass Sie so auf Fairness bedacht sind. Doch seit einiger Zeit gibt es etwas, das mir Bauchschmerzen bereitet. Ich mache mir Sorgen, dass Sie hin und wieder unpünktlich sind. Das ist nichts gegen Sie. Aber ich würde das gerne mit Ihnen zusammen klären. Hätten Sie morgen Zeit für ein Gespräch?"





Natürlich wird Frau XY angespannt reagieren.
Aber zugleich hat sie das Signal bekommen: "Er will mich nicht fertig machen. Er will das mit mir zusammen klären. Das klingt fair."

Für Dich ist das Entdecken des Guten beim anderen ebenso wichtig:
Du verfällst nicht dem Fehler, den anderen in eine Schublade zu stecken.
Du merkst, dass es hier nicht nur um Schwarz und Weiß geht, sondern auch um die Farbtöne.
Du bekommst ein realistischeres Bild vom Konfliktpartner.
Das kann Dir auch in der Zukunft helfen, weil Du lernst, den anderen besser einzuschätzen. Auf lange Sicht können manche Konflikte dann sogar besser geklärt werden.

Das sind also die Schritte, die Sie bei der Offensive beachten sollten:
1. Entdecke Gutes beim Konfliktpartner!
2. Bitte um einen Gesprächstermin!
3. Benenne dabei das Gute, den Grund und betone den Willen, für den anderen zu sein.


Klingt das alles zu ideal und perfekt?
Nun, ob es jedes Mal klappt, so vorzugehen, mag man hinterfragen.
Aber sind die Alternativen besser?

Deshalb meine ich:
Übung macht den Meister!
Irgendwann wird es Dir in Fleisch und Blut übergehen!


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Bildquelle: http://www.sxc.hu/photo/1064362 by emilbacik




Freitag, 15. November 2013

Coaching - Konfliktlösung 5 - Raus aus der Höhle

Das ist der fünfte Teil des Online-Seminars über Konfliktlösung. Das gesamte Seminar wird nach und nach hier aufgelistet.
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Um einen Konflikt zu lösen, sind viele Aspekte wichtig.
Ein wichtiger Aspekt ist der: Wenn es sich nicht um einen inneren Konflikt handelt
(Süchte, Depressionen, ständige Unzufriedenheit usw.), dann gehören zu einem Konflikt mindestens zwei Personen.
Diese Feststellung ist wichtig, denn sie beinhaltet sogleich eine weitere Tatsache:
Ein Konflikt kann nur gelöst werden, wenn beide Personen willig sind!

Du kannst Dir alle Gelenke ausrenken... wenn Dein Konfliktpartner keine Lösung will, dann wird das wenig helfen.

Natürlich weißt Du vorher nicht, ob Dein Konfliktpartner die Konfliktlösung will.
Dann heißt es: Probieren geht über Studieren!

Du musst dann einfach den ersten Schritt auf den anderen zugehen!


Vorher können sich zig Gedanken im Inneren abspielen:
"Der will doch nicht!"
"Bestimmt geht das in die Hose!"
"Ich fühle mich so unsicher. Ich lasse das besser!"


Es mag ja sein, dass diese Gedanken der Gefühlslage entsprechen.
Aber, ob sie auch richtig sind, weiß man erst, wenn man die ersten Schritte gewagt hat!




Ich stelle mir einen Höhlenbewohner vor.
Er kennt seine Höhle. Sie ist ihm vertraut. Die Höhle ist seine Heimat.
Er weiß, dass man die Höhle verlassen kann.
Aber wer weiß!?
Da draußen könnte es sehr gefährlich sein.
Es könnten Dinge geschehen, die er nicht mehr in der Hand hat!
Also bleibt er lieber in der Höhle.
Aber was wäre, wenn er den Schritt nach draußen wagen würde?
Vielleicht würde er zuerst über ein paar Steine stolpern.
Vielleicht würde es regnen und er würde nass werden.
Vielleicht würde er ein unbekanntes Knurren hören, das ihm Angst macht.
Aber er würde auch eine neue Landschaft entdecken. Die Buntheit des Lebens sehen. Die Vielfalt der Schöpfung genießen können. Er würde neue essbare Früchte schmecken und frisches Quellwasser trinken können.

Was ich damit sagen will:
Oftmals wissen wir nicht, was passieren wird, wenn wir den Schritt nicht wagen!

Für die Konfliktlösung heißt das:
Überwinde den inneren Schweinehund und gehe auf den anderen zu!
Schiebe alle Deine Zweifel und Sorgen beiseite und sprich den anderen an!

Wenn Du entsprechend der vorherigen Lektionen zur Konfliktlösung vorbereitet bist, dann kannst Du gestärkt, aber friedlich auf den anderen zugehen!

Was Du dabei beachten solltest, erkläre ich in der nächsten Lektion.

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Bildquelle: http://www.sxc.hu/photo/1335916 by linder6580 (lizenzfrei)