Montag, 25. November 2013

Coaching - Konfliktlösung 6 - Die Offensive

Das ist der sechste Teil des Online-Seminars über Konfliktlösung. Das gesamte Seminar wird nach und nach hier aufgelistet.
---


Du weißt, was in diesem Konflikt Dein eigentlicher Wunsch ist (bzw. Deine Wünsche sind)?
Du bist bereit, den Schritt aus der Höhle zu wagen?

Dann geht es jetzt um Deine Offensive!
Wie gehst Du auf Deinen Konfliktpartner zu?

Ein großes Kunststück ist das:
Es geht darum, den richtigen Zeitpunkt zu erwischen!

Wer versucht, zwischen Tür und Angel einen Konflikt zu lösen, der wird eher für mehr Verwirrung als für einen Ausweg sorgen.
Wer als Angestellter mit seinem Chef endlich mal das klärende Gespräch führen will und ihn damit in der Kantine konfrontiert, wird eher mehr Ärger auf sich ziehen als Offenheit.
Und wer als Chef seinem Angestellten vor versammelter Mannschaft eine Kritik um die Ohren haut, der wird sich eher mehr Feinde als Mitarbeiter schaffen.

Andererseits weiß man nie genau, wie der andere auf die Offensive reagieren wird. Vielleicht scheint nach außen hin alles ideal auszusehen, aber tatsächlich leidet der Angestellte gerade jetzt unter seiner Scheidung. Oder man glaubt, den Vorgesetzten in einem wirklich ruhigen Setting zu erwischen, aber tatsächlich hat er selbst gerade was von seinem Vorgesetzten auf den Deckel bekommen.

So muss das festgehalten werden:
Natürlich gibt es bessere und schlechtere Momente für ein klärendes Gespräch.
Aber es wird wohl nie den idealen Moment geben!

Um also einen besseren Moment zu erwischen, lohnt sich diese Vorgehensweise:
Bitte den Konfliktpartner um einen Gesprächstermin!

Das hört sich simpel an, fällt im Alltag aber oft unter den Tisch.
Das gilt für das Berufsleben und auch für viele andere Beziehungen.
Viele Ehepartner können ein Lied davon singen:
Morgens muss jeder an seine Arbeit. Keine Zeit für ein Gespräch.
Den Tag über wird geackert. Keine Zeit für ein Gespräch.
Und am Abend ist man zu kaputt, um noch einen Konflikt zu klären.
Was tut man dann?
Man schiebt die Sache vor sich her.
Oder man lässt seinem Frust zwischendurch Luft, aber macht damit meistens nichts besser, sondern verschlechtert eher die Stimmung.

Daher ist das mein simpler Tipp:
Mache einen Termin aus!

Wenn Du den anderen um einen Termin für die Streitschlichtung bittest, dann lasse Dich nicht hinreissen, dabei schon den Konflikt zu erörtern.
Du willst nur einen Termin.

Dein Konfliktpartner wird wissen wollen, worum es denn geht.
Sei offen und ehrlich und benenne das Gesprächsthema.

Viele Menschen werden daraufhin mit einer gewissen Anspannung reagieren.
Daher ist es wichtig, diese Anspannung auf ein gutes Gleis zu lenken.

Überlege Dir vorher, was Du an dem anderen schätzt.
Wie schon im dritten Teil über die Konfliktlösung formuliert, hilft es ungemein, dem anderen Gutes zu wünschen. Das kann erweitert werden, indem Du überlegst, was Du Gutes beim anderen entdecken kannst.
Es geht nicht um Schönfärberei. Auch nicht um Schmeichelei.
Aber ich bin überzeugt, dass es bei jedem Menschen gute Aspekte zu entdecken gibt.
Vielleicht ist es die Pünktlichkeit des anderen. Oder der Fleiß. Oder die Ehrlichkeit. Oder die Toleranz... was auch immer: Entdecke es!

Wenn Du nun also um einen Gesprächstermin bittest, dann empfehle ich, vorab das Gute zu benennen. Das könnte z.B. so aussehen:

"Frau XY, ich finde es immer wieder gut, dass Sie so auf Fairness bedacht sind. Doch seit einiger Zeit gibt es etwas, das mir Bauchschmerzen bereitet. Ich mache mir Sorgen, dass Sie hin und wieder unpünktlich sind. Das ist nichts gegen Sie. Aber ich würde das gerne mit Ihnen zusammen klären. Hätten Sie morgen Zeit für ein Gespräch?"





Natürlich wird Frau XY angespannt reagieren.
Aber zugleich hat sie das Signal bekommen: "Er will mich nicht fertig machen. Er will das mit mir zusammen klären. Das klingt fair."

Für Dich ist das Entdecken des Guten beim anderen ebenso wichtig:
Du verfällst nicht dem Fehler, den anderen in eine Schublade zu stecken.
Du merkst, dass es hier nicht nur um Schwarz und Weiß geht, sondern auch um die Farbtöne.
Du bekommst ein realistischeres Bild vom Konfliktpartner.
Das kann Dir auch in der Zukunft helfen, weil Du lernst, den anderen besser einzuschätzen. Auf lange Sicht können manche Konflikte dann sogar besser geklärt werden.

Das sind also die Schritte, die Sie bei der Offensive beachten sollten:
1. Entdecke Gutes beim Konfliktpartner!
2. Bitte um einen Gesprächstermin!
3. Benenne dabei das Gute, den Grund und betone den Willen, für den anderen zu sein.


Klingt das alles zu ideal und perfekt?
Nun, ob es jedes Mal klappt, so vorzugehen, mag man hinterfragen.
Aber sind die Alternativen besser?

Deshalb meine ich:
Übung macht den Meister!
Irgendwann wird es Dir in Fleisch und Blut übergehen!


---
Bildquelle: http://www.sxc.hu/photo/1064362 by emilbacik




Freitag, 15. November 2013

Coaching - Konfliktlösung 5 - Raus aus der Höhle

Das ist der fünfte Teil des Online-Seminars über Konfliktlösung. Das gesamte Seminar wird nach und nach hier aufgelistet.
---

Um einen Konflikt zu lösen, sind viele Aspekte wichtig.
Ein wichtiger Aspekt ist der: Wenn es sich nicht um einen inneren Konflikt handelt
(Süchte, Depressionen, ständige Unzufriedenheit usw.), dann gehören zu einem Konflikt mindestens zwei Personen.
Diese Feststellung ist wichtig, denn sie beinhaltet sogleich eine weitere Tatsache:
Ein Konflikt kann nur gelöst werden, wenn beide Personen willig sind!

Du kannst Dir alle Gelenke ausrenken... wenn Dein Konfliktpartner keine Lösung will, dann wird das wenig helfen.

Natürlich weißt Du vorher nicht, ob Dein Konfliktpartner die Konfliktlösung will.
Dann heißt es: Probieren geht über Studieren!

Du musst dann einfach den ersten Schritt auf den anderen zugehen!


Vorher können sich zig Gedanken im Inneren abspielen:
"Der will doch nicht!"
"Bestimmt geht das in die Hose!"
"Ich fühle mich so unsicher. Ich lasse das besser!"


Es mag ja sein, dass diese Gedanken der Gefühlslage entsprechen.
Aber, ob sie auch richtig sind, weiß man erst, wenn man die ersten Schritte gewagt hat!




Ich stelle mir einen Höhlenbewohner vor.
Er kennt seine Höhle. Sie ist ihm vertraut. Die Höhle ist seine Heimat.
Er weiß, dass man die Höhle verlassen kann.
Aber wer weiß!?
Da draußen könnte es sehr gefährlich sein.
Es könnten Dinge geschehen, die er nicht mehr in der Hand hat!
Also bleibt er lieber in der Höhle.
Aber was wäre, wenn er den Schritt nach draußen wagen würde?
Vielleicht würde er zuerst über ein paar Steine stolpern.
Vielleicht würde es regnen und er würde nass werden.
Vielleicht würde er ein unbekanntes Knurren hören, das ihm Angst macht.
Aber er würde auch eine neue Landschaft entdecken. Die Buntheit des Lebens sehen. Die Vielfalt der Schöpfung genießen können. Er würde neue essbare Früchte schmecken und frisches Quellwasser trinken können.

Was ich damit sagen will:
Oftmals wissen wir nicht, was passieren wird, wenn wir den Schritt nicht wagen!

Für die Konfliktlösung heißt das:
Überwinde den inneren Schweinehund und gehe auf den anderen zu!
Schiebe alle Deine Zweifel und Sorgen beiseite und sprich den anderen an!

Wenn Du entsprechend der vorherigen Lektionen zur Konfliktlösung vorbereitet bist, dann kannst Du gestärkt, aber friedlich auf den anderen zugehen!

Was Du dabei beachten solltest, erkläre ich in der nächsten Lektion.

---

Bildquelle: http://www.sxc.hu/photo/1335916 by linder6580 (lizenzfrei)







Montag, 11. November 2013

Coaching - Konfliktlösung 4 - Das Dartspiel

Das ist der vierte Teil des Online-Seminars über Konfliktlösung. Das gesamte Seminar wird nach und nach hier aufgelistet. 
---

Zur Konfliktlösung gehört die Zielfestsetzung.

Was willst Du eigentlich erreichen?

Manchmal ist das einfacher gefragt, als geantwortet!
Wer in einem emotional sehr aufgeheizten Konflikt gefangen ist, will vielleicht einfach nur "Ruhe" und "Frieden".
Manch anderer wünscht sich, "es dem anderen heimzahlen zu können".

Es kann also Festsetzungen geben, die emotional verständlich sind.
Aber ob sie den Konflikt lösen, ist eher unwahrscheinlich.

Es genügen auch nicht so allgemeine Ziele wie:
"Ich will den Konflikt lösen".

So gut dieses Ziel ist, so ist das noch einen Schritt zu kurz gedacht.

Es ist wie beim Dart-Spielen: Wer einfach nur mit den Dart-Pfeilen spielen will, ohne auch die Zielscheibe zu treffen, der wird nie ein Spiel gewinnen. Zumindest dürfte das sehr unwahrscheinlich sein.
Du musst ein Ziel festsetzen, um beim Darten zu gewinnen. Dafür musst Du die Regeln des Spiels kennen. Gegen wieviel Leute spielst Du? Ist Geld im Einsatz? All diese Faktoren beeinflussen die Zielformulierung.


Um ein passables Ziel im Rahmen einer Konfliktlösung für sich zu erarbeiten, kann das SMART-Modell helfen (s.a. hier bei Wikipedia).
Demnach sollte das Ziel
- spezifisch
- messbar
- attraktiv
- realistisch
- terminierbar sein.




Ich möchte das anhand eines Konflikts deutlich machen.
Stelle Dir vor, Dein Vorgesetzter verlangt immer wieder Überstunden von Dir. Er erwartet dies ganz selbstverständlich. Es gibt keine Anerkennung dafür. "Jeder muss hier Opfer bringen", ist einer seiner Sprüche.
Dich regt das mit der Zeit auf. Es entsteht ein Konflikt für Dich. Einerseits bist Du bereit, auch mal Überstunden zu machen. Andererseits stört Dich die gesamte Art und Weise. Du magst Deine Arbeit, aber Du willst Dich nicht ausbeuten lassen.

Um diesen Konflikt anzugehen, solltest Du Dir ein Ziel anhand des SMART-Modells setzen. Es könnte z.B. so aussehen:
- Spezifisch: "Ich will ab der vierten Überstunde pro Woche Geld haben oder einen Freizeitausgleich haben."
- Messbar: "Ich will ab der vierten Überstunde pro Überstunde einen normalen Stundenlohn bekommen bzw. ich will, dass ab der vierten Überstunde eine Stunde Freizeitausgleich pro Überstunde. Dafür notiere ich mir ab morgen jede Überstunde und den Anlass. Nach einer Woche will ich meinen Vorgesetzten darauf ansprechen."
- Realistisch: In diesem Beispiel gehe ich von der Realisierbarkeit aus. Dabei setze ich voraus, dass das Unternehmen liquide ist, es andere Mitarbeiter gibt, die den Freizeitausgleich auffangen können und der Vorgesetzte nach einer Woche wirklich zu sprechen sein wird.
- Terminierbar: "Ich will dem Chef bitten, mir nach einer Woche eine verbindliche Antwort zu geben. Das sollte bis zum 11.12.2013 geschehen sein."

Dieses Beispiel hätte auch anders aussehen können. Vielleicht will der Angestellte keine Überstunden machen. Oder er will einfach nur mehr Lob bekommen. Oder er möchte sich damit den Schritt auf der Karriereleiter ermöglichen. Entsprechend anders müssten die Zielformulierungen lauten.

Das SMART-Modell passt nicht 1:1 für jeden Konflikt.
Es gibt innere Konflikte, die nicht so einfach terminiert oder realisiert werden können. Wer z.B. süchtig ist und deshalb auch mit sich immer wieder im Konflikt steht, dem dürfte es verständlicherweise schwer fallen, das Suchtende auf ein bestimmtes Datum zu schieben. Hier müssten andere Ziele gefunden werden, wie z.B. bis wann man eine Selbsthilfegruppe oder einen Therapeuten aufgesucht haben will.

Die Zielfestsetzung im Konfliktfall ist wichtig, um eine Lösung zu finden.
Wer kein Ziel hat, dem kann es eigentlich egal sein, ob es den Konflikt gibt oder nicht. Dann aber besteht womöglich kein Konflikt.
Eine Zielformulierung stärkt auch die eigene Position im Konfliktfall. So kann man wesentlich besser in den Konflikt gehen und ihn dann hoffentlich bald hinter sich lassen.

Nur, wer mit dem Dart-Pfeil wirklich die Punkte holen will, hat eine Chance, zu gewinnen.

---

Bildquelle: http://www.sxc.hu/photo/773209 by Vincitrice (lizenzfrei)





Dienstag, 5. November 2013

Coaching - Konfliktlösung 3 - Das Verankern

Das ist der dritte Teil des Online-Seminars über Konfliktlösung. Das gesamte Seminar wird nach und nach hier aufgelistet.

---

Einen Konflikt zu bewältigen, ist eine höchst persönliche Geschichte.
Die unterschiedlichen Charaktertypen treten in Konflikten deutlicher hervor.
Eher dominante Personen können sich durchboxen und können einen Streit vielleicht schneller abhaken. Eher sensible Personen können oft wochenlang unter einem Konflikt leiden und fühlen sich schneller gelähmt.

Welcher Charakter für die Konfliktbewältigung besser oder schlechter ist, kann nicht wirklich gesagt werden. Um das zu können, müssten wir sämtliche Folgen eines Konflikts erkennen können und bräuchten zudem eine absolut gültige Wertebasis, um dann in "richtig" oder "falsch" bzw. "besser" oder "schlechter" einteilen zu können.

Was wir aber durchaus beurteilen können, ist, ob ein Konflikt konstruktiv angegangen wird oder ob sogar noch heftigere Konflikte durch unser Verhalten produziert werden.

Deshalb ist das "Verankern" für die Konfliktlösung relevant.

Das Verankern hat mindestens diese zwei Aspekte:

1. Die Sachebene
2. Die emotionale Ebene.





Beim "Verankern" geht es darum, auf diesen Ebenen einen festeren Stand zu entwickeln. Dieser festere Stand ist nötig, um durch den Konflikt zu kommen. Aber nicht nur das: Das "Verankern" soll dazu dienen, einen Konflikt wirklich zu lösen und nicht nur zu verschieben oder weitere Konflikte anzuheizen.

1. Sachebene
Um sich auf der Sachebene zu verankern, kann diese Übung gemacht werden:

Liste die Pro- und Contrapunkte auf!
Das wird natürlich ganz unterschiedlich aussehen, je nachdem, um was für einen Konflikt es sich handelt.
Z.B.:
Der Manager weiß nicht, ob er wirklich für die Entlassung von 100 Mitarbeitern sorgen soll. Das ist ein Konflikt für ihn. Und - ohne Frage: es ist ein Konflikt für die 100 Mitarbeiter!
Damit sich der Manager auf der Sachebene verankern kann, listet er nun alle Punkte auf, die für und gegen eine Entlassung sprechen.
Dabei kann er Punkte nennen, die ihn selbst als Menschen betreffen ("Ich werde mich schämen" oder "Endlich habe ich mal durchgegriffen") und ebenso Punkte nennen, die die Firma betreffen und die Mitarbeiter, die Kunden, seine Familie usw.
Manche dieser Punkte werden eine garantierte Folge seiner Entscheidung sein. Andere Punkte werden mehr seinen Vermutungen entsprechen.

Dennoch sollte zuerst alles "auf den Tisch gepackt" werden.
Die Wichtigkeit der Punkte können später noch gefiltert werden.

Genauso können Pro- und Contrapunkte für andere Konflikte aufgelistet werden:

- Streit mit der Schwiegermutter wegen einer dummen Bemerkung: Was spricht dafür, auf seinem Recht zu beharren? Was spricht dagegen?
- Nicht zu wissen, was man mit seinem Leben anfangen soll: Was spricht dafür, in dem Zustand des Abwartens zu bleiben? Was spricht dagegen?

- Man schafft es nicht, endlich diese 10 Kilo abzunehmen: Was spricht für das Abnehmen? Was spricht dagegen?

Das Sammeln von Pro- und Contrapunkten führt dazu, dass man eine bessere Übersicht gewinnt. Es ähnelt einer Standortbestimmung. Und wer weiß, wo er steht, der kann wesentlich besser die Route festlegen!
Diese Standortbestimmung funktioniert dann eben wie eine Verankerung.
Man findet Stabilität, ohne festzukleben.



2. Emotionale Ebene
Dann sollte man sich ggf. auf der emotionalen Ebene verankern.
Wenn Konflikte auftauchen, dann ist kaum jemand emotional unberührt. Irgendwas löst ein Konflikt immer aus: Das Gefühl vom Gestresstsein, von Ablehnung, von Angst, von Ausgelaugtsein...
Ich habe bisher noch niemanden kennengelernt, der sich über Konflikte freut.
Konflikte bedeuten in der Regel das: seelische Last.

Das Vertrackte daran ist, dass die Emotionen hochkochen können, obwohl der Konflikt in sachlicher Hinsicht eher mickrig ist. Die Emotionen können urplötzlich durchbrechen. Sie können schon am frühen Morgen den Rest des Tages verderben. Und selbst, wenn der Konflikt fast gelöst ist, können einem diese Emotionen den Erfolg noch madig machen. Emotionen folgen keinen logischen Prinzipien.


Ich möchte an dieser Stelle verschiedene Methoden darstellen, um sich emotional zu verankern. D.h.: Es geht darum, einen emotional stabileren Halt zu finden. Die Emotionen können trotzdem immer wieder aufkommen. Aber mit diesen Methoden kann man lernen, in einen Konflikt emotional ruhiger hineinzugehen.

- Filterfreies Schreiben:
Schreibe unzensiert das auf, was Du denkst und empfindest.

Es geht nicht darum, dass Du besonders brav schreiben sollst. Wenn es in Dir kocht, dann schreibe das auf! Es geht nicht darum, dass Du Lösungen erarbeitest - das kommt später: nenne alles, was Dich wirklich stört, was Dich nervt, was Dich verletzt.
Es geht nicht um die Richtigkeit. Es geht darum, was Du empfindest.
Dieses Schreiben ist natürlich nur für Dich selbst gedacht. :-)

- Gutes wünschen:
Wünsche Deinem Kontrahenten Gutes!
Das ist eine Weisung Jesu. Er sagte, dass wir die segnen sollen, die uns Böses antun wollen. Das ist ein Schritt, der gegen unser Gerechtigkeitsempfinden geht. Aber wer diesen Schritt befolgt, der kann Folgendes beobachten:

die eigene seelische Last wird geringer oder verschwindet sogar.
Dieser Prozess kann an einem Tag abgeschlossen sein. Er kann aber auch Wochen dauern. Das hängt vom Grad der emotionalen Belastung ab.
Auch hier geht es nicht darum, ob der andere Recht oder Unrecht hat. Es geht darum, einen emotional stabilen Punkt zu finden und einen Konflikt nicht weiter anzuheizen.
Manchmal haben wir es nicht mit einem menschlichen Kontrahenten zu tun.
Manchmal sind es Konflikte in uns selbst. Oder eben Schwierigkeiten des Lebens.
Da diese Konflikte unpersönlicher Natur sind, können sie nicht direkt gesegnet werden. Aber dann kann das hier helfen:

- Danken!
Auch das klingt zuerst abstrus: Wir sollen für eine Schwierigkeit danken?
Ich halte nicht viel davon, für Probleme und Konflikte dankbar zu sein.

Denn Konflikte sind immer belastend. Da empfinde ich keine Dankbarkeit.
Aber: 
Ich kann für das danken, was ich durch diesen Konflikt lernen kann!
Ich kann dafür danken, dass mich das Problem weiterbringen kann!
Ich kann für das Gute danken, was durch die Herausforderung geboren wird!
Ein Beispiel:
Ich hatte Streit mit jemanden. Damit komme ich nur schwer zurecht.

Doch es war klar, dass ein klärendes Gespräch zu folgen hat. Das kostet mich Überwindung. In diesem Gespräch konnte ich auf der Sachebene keinen Konsens erzielen. Ein gewisser Konflikt blieb also. Aber ich konnte der anderen Person wertschätzend begegnen. Auch, wenn wir in der Sache unterschiedlich sind, so kann ich den anderen dennoch akzeptieren und sogar herzlich grüßen.
Dadurch ist unser Verhältnis ehrlicher geworden. Die Beziehung hat an Tiefe gewonnen. Das wäre kaum passiert, wenn wir nur die Sonnenseiten des Lebens erfahren hätten. Erst durch den Konflikt gab es die Chance, sich besser zu verstehen.
Dafür ist Dankbarkeit angesagt!

- Rede mit einem - möglichst unbeteiligten - Dritten über Deinen Konflikt.
Manche Dinge müssen mal ausgesprochen werden.
Als Menschen funktionieren wir so, dass das Aussprechen eine machtvolle Wirkung hat. Das Aussprechen kann zerstörerisch sein. Das Aussprechen kann aber auch heilsam sein. Um einen heilsamen Rahmen für das Aussprechen zu haben, solltest Du mit einer dritten Person über Deinen Konflikt reden. Diese Person sollte verschwiegen sein. Notfalls bitte um die Zusage, dass nichts weitergesagt wird. Diese dritte Person muss Dir keinen guten Rat erteilen. Sie soll eigentlich nur zuhören.


Das sind nur einige möglichen Hilfen, um sich in einer Krise zu stabilisieren.
Damit ist der Konflikt noch nicht gelöst. Aber die Startbedingungen für die Lösung sind bessere geworden!

---

Bildquelle: http://www.sxc.hu/photo/1362892 by mzacha (lizenzfrei)



Montag, 4. November 2013

Coaching - Konfliktlösung 2 - Der Gewinn

Das ist der zweite Teil des Online-Seminars über Konfliktlösung. Das gesamte Seminar wird nach und nach hier aufgelistet.

---

Sie hatte wirklich Angst vor diesem Konflikt.
Das Problem war aber das: Der Konflikt war längst vorhanden.
Sie versuchte, diesen Konflikt zu verschweigen.
Aber auch, wenn sie verbal schwieg, so sprachen doch ihre Taten: sie wich dem Kollegen aus, sie blickte zu Boden, wenn sie ihn sah, ihr Puls beschleunigte sich, wenn sie an den Konflikt dachte.
Sie wusste es eigentlich: Das Verschweigen ist keine Dauerlösung.
Doch wie sollte sie mit diesem Konflikt umgehen?
Ungeahnte Ängste kamen in ihr hoch.




Einen Konflikt zu lösen, ist sicherlich keine einfache Aufgabe.
Das fordert emotional. Das kann Lebenskraft saugen. Das kostet Zeit.
Doch ist die Alternative besser?
Was wäre, wenn der Konflikt nicht angegangen werden würde?
Was wäre dann der Preis?

Einen Konflikt nicht lösen zu wollen, erfordert mindestens genauso viel Kraft, Zeit und Nerven. Vielleicht sogar mehr, als einen Konflikt umgehen zu wollen.
Doch nicht nur das:
Wer einen vorhandenen Konflikt umgehen will, der löst ihn nicht!
Der lernt nicht dazu.
Der verspielt die Chance, an diesem Konflikt als Mensch zu reifen!

Das kann also manchmal nötig sein, bevor man versucht, einen Konflikt zu lösen:
eine Gewinner-Perspektive einzunehmen.

Eine Gewinner-Perspektive geht einen Konflikt anders an.
Normalerweise scheuen viele Menschen den Konflikt. Man denkt an all die möglichen negativen Folgen. Das kann lähmen.
Wer aber die Gewinner-Perspektive einnimmt, der schaut auf den möglichen Gewinn im Konflikt!

Damit soll nicht versucht werden, schwierige Situationen rosarot zu malen.
Aber da wir fast automatisch auf das Negative blicken, hilft die Gewinner-Perspektive dabei, unseren Blick zu justieren. Wir bekommen ein realistischeres Bild vom Geschehen.

Die Frage ist also die:
Welcher mögliche Gewinn liegt in diesem Konflikt?

Ein paar Beispiele sind die:
- Wer einen Konflikt angeht, kann viel dazu lernen.
- Du kannst charakterlich reifen.
- Eine Beziehung kann auf eine bessere Ebene gestellt werden.
- Die Arbeitsumgebung kann entspannter und kreativer werden.
- Es kann sich wieder mehr Freude einstellen.
- Du wirst eine seelische Last los.
- Du bietest anderen die Chance, ebenfalls zu lernen.
- Aus Gegnern können Kollegen oder sogar Freunde werden.
- Seelische Heilungsprozesse können gefördert werden und manche psychosomatischen Erkrankungen können Heilung oder Linderung erfahren.

Das kann also einer der ersten Schritte zur Konfliktlösung sein:
Mache Dir bewusst, welcher mögliche Gewinn in der Konfliktlösung liegt.

So wirst Du einen besseren Blick auf Deine Situation bekommen.

---

Bildquelle: http://www.sxc.hu/photo/1005463 by krilm (lizenzfrei)

Freitag, 1. November 2013

Coaching - Konfliktlösung 1 - Die Schlangen

Das ist der erste Teil eines Online-Kurses über Konfliktlösung.

---

"Er hat mich gehauen!" schreit das Mädchen.

Der Junge steht da und meckert zurück: "Sie hat mich Stinker genannt!"

Wir kennen solche Konflikte zwischen Kindern.

Bei Erwachsenen sieht die Welt etwas raffinierter aus.
Wenn Erwachsene in den Konflikt geraten, dann geht es selten so offen, direkt und ehrlich zu wie bei Kindern. Wir haben in unseren Lebensjahren eine Vielzahl von Techniken entwickelt, um mit Konflikten umzugehen.
Aber nicht immer helfen uns diese Techniken wirklich.
Manchmal vergrößern sie sogar das Problem.

Mit diesem Onlinekurs zur Konfliktlösung will ich Wege aufzeigen, wie wir konstruktiv mit Konflikten umgehen können.




Und der erste Teil beschäftigt sich schlichtweg damit, dass es Konflikte gibt.

Diese Einsicht mag nicht jeden überraschen.
Aber mitunter besteht ein großer Unterschied zwischen dem Erkennen und Erleben eines Konflikts und der Akzeptanz von Konflikten.

Das Erkennen und Erleben eines Konflikts ist das eine.
Und oft genug ist das unangenehm, denn Konflikte bringen Unruhe in das Leben und können emotional belasten.

Aber das andere, und meines Erachtens weit aus Wesentlichere, ist die Akzeptanz von Konflikten. Akzeptanz heißt: Ich sage "Ja" zu den Konflikten.
Ich sage "Ja" dazu, dass mein Leben und Konflikte zusammen gehören.
Es gibt kein Entrinnen. Es gibt keine Fluchtmöglichkeiten.
Konflikte gehören dazu.

Wer zu dieser Tatsache "Ja" sagen kann, der kann auch anfangen, sich Konflikten konstruktiv zu stellen.

Ich möchte das anhand des Beispiels von dem Kaninchen und der Schlange verdeutlichen:
Das Kaninchen ist mal wieder von der Schlange überrascht worden.
Sie stehen sich gegenüber.
Das Kaninchen sehnt sich so sehr danach, dass es in seiner Welt keine Schlangen geben möge. Leider wird der Wunsch nicht erfüllt.
Das Kaninchen könnte nun die Augen zuhalten und sich sagen: "Diese Schlange ist nur eine Einbildung!"
Das Kaninchen könnte sich tot stellen und hoffen, dass es dadurch für die Schlange uninteressant wird.
Es könnte auch weghoppeln und ein Land suchen, in dem es keine Schlangen gibt.
Es könnte aber akzeptieren, dass Schlangen zu einem Kaninchenleben dazu gehören. Es könnte sich überlegen, wie es in Zukunft mit Schlangen umgehen will und wie es am ehesten überleben wird und womöglich die Schlangen überwinden kann.
Der letzte Ansatzpunkt wäre derjenige, der auf Dauer am erfolgsversprechendsten ist. Auf diesen gedanklichen Weg wird sich das Kaninchen aber nur begeben können, wenn es die Existenz von Schlangen akzeptiert.
Aber vorläufig sollte es zum weiteren Nachdenken weghoppeln.

Ich weiß nicht, in welchen Konflikten Du steckst.
Und ich möchte Dir nicht raten, Deine Konflikte schönzureden.
Aber ich will bewusst machen:
Du wirst um Konflikte nie herumkommen.
Leugne Deine Konflikte nicht.
Stelle Dich ihnen. Akzeptiere ihre Existenz.
Dann machst Du den Anfang, um Lösungen zu finden!


---

Bildquelle: http://www.sxc.hu/photo/762628 by dannystock (lizenzfrei)